Bericht: Für die Menschen da sein

Für die Menschen da sein

(Trierischer Volksfreund vom 31.12.2005)

Ulf Hangert ruft eine Stiftung ins Leben – Fast 90 000 Euro Grundkapital

BERNKASTEL KUES. Die Gesellschaft ist im Wandel begriffen. Doch viele Menschen suchen Halt und Sicherheit. Eine Bürgerstiftung soll in der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues helfen, die regionale Identität zu erhalten.

“Das Engagement der Bürger ist ein wichtiger Bestandteil für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Die Bürger können dabei Dinge selbst in die Hand nehmen,” Ulf Hangert, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues, begründet mit wenigen Worten, weshalb er die Bürgerstiftung Bernkastel-Kues ins Leben gerufen hat.

Die Grundgedanken treiben ihn seit Jahren um. Interessiert hat er verfolgt, wie sich Bürgerstiftungen in Amerika und dann auch langsam in Deutschland entwickelten. “Als ich Anfang des Jahres bei der Sitzung des Bundesverbandes Bürgerstiftungen war, entschloss ich mich, auch eine solche Stiftung zu gründen”, erzählt er.

Wie bei allen Stiftungen geht es um Geld – Geld, das Bürger zahlen und das Bürgern zugute kommt. Es wäre allerdings ein langer und mühsamer Weg, wenn Hangert versuchen würde, mit kleinen so genannten Zustiftungen auf einen ansehnlichen Betrag zu kommen. “Leichter ist es, wenn es gelingt, einen Kreis von Gründungsstiftern zu finden”, erläutert er.

Er hat sich auf den Weg gemacht und ist fündig geworden. Sieben Gründungsmitglieder – Firmen, Institutionen und Privatleute – haben die Stiftung mit einem Grundkapital von nahezu 90 000 Euro ausgestattet: die Sparkasse Mittelmosel Eifel-Mosel-Hunsrück, die Raiffeisenbank Bernkastel-Wittlich eG, die VR Bank Hunsrück-Mosel eG, die Benninghoven GmbH & Co. KG (Mülheim), die RWE Rhein-Ruhr AG, die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH und Heinz-Erich Weirauch (Bernkastel-Kues). Die Einstandsbeträge liegen zwischen 5000 und 30 000 Euro.

Dieses Grundkapital sowie die Zustiftungen, die in Zukunft eingehen, bleiben unangetastet. Die Arbeit der Bürgerstiftung wird aus den Zinsen bestritten. Der für Projekte zur Verfügung stehende Zinsertrag kann allerdings durch Spenden aufgestockt werden.

Gefördert werden sollen erst einmal Projekte für Kinder und Jugendliche. Hangerts Ziel: Er will die regionale Identität der Menschen erhalten und neu beflügeln, den Gemeinschaftsgeist stärken und in einer Zeit stärker werdender Globalisierung ein Gefühl von Halt geben. “So etwas ist wichtiger denn je. Die gesellschaftliche Situation ruft nach einer Lösung”, erläutert Vorstandsmitglied Lothar Künzer, weshalb sich die Sparkasse als Gründungsmitglied einbringt. Stiftungen gibt es viele, Bürgerstiftungen sind noch eine Seltenheit.

In Rheinland-Pfalz bestehen nach Auskunft von Hangert bisher sechs. Das Besondere an dieser Art von Stiftung: Jeder Bürger hat die Chance, sich mit einem kleinen oder großen Betrag zu verewigen.

“Wenn jeder Erwachsene in der VG Bernkastel-Kues 50 Euro stiften würde, wären dies etwas eine Million Euro”, rechnet Hangert vor. Er weiß, dass dies Wunschdenken ist, hofft aber, dass in einigen Jahren etwa 250 000 Euro an Kapital zur Verfügung stehen. Hangert ruft die Bürger aber auch dazu auf, sich mit Ideen einzubringen.

Bis ein größerer Zinsbetrag vorhanden ist, wird es einige Jahre dauern. So lange sollen Projekte gefördert werden, die kaum Geld kosten. Dazu könnten Foren gehören, in denen Kinder und Jugendliche ihre Wünsche und Bedürfnisse bündeln.

– Die Konten der Bürgerstiftung Bernkastel-Kues: Sparkasse Mittelmosel – Eifel Mosel Hunsrück (BLZ 587 512 30, Kontonr. 11 007), Raiffeisenbank Bernkas-tel-Wittlich (BLZ 587 609 54, Kontonummer 606 76 87).

(Redakteur CLEMENS BECKMANN)

 

Kommentar

CLEMENS BECKMANN ZU: BÜRGERSTIFTUNG

Für die Ewigkeit

Das Gute an einer Stiftung: Weil sie, falls die Welt nicht völlig aus den Fugen gerät, auf die Ewigkeit ausgelegt ist, wird sie auch noch segensreich wirken, wenn ihre Gründer längst das Zeitliche gesegnet haben. Das soll nicht ausschließen, dass die ersten Geldgeber aber auch noch zu ihren Lebzeiten erleben, dass die Kapital-Erträge Gutes bewirken. In einer Zeit, in der viele Kommunen statt Wunschlisten nur noch Pflichtprogramme abarbeiten, setzt eine solche Stiftung Zeichen der Hoffnung. Ein Zeichen setzt auch Ulf Hangert, der Klinken geputzt hat und dabei auch manche Abfuhr erhielt. Jetzt liegt es an den Bürgern, die Stiftung gut zu füttern.